Die Vorschule 

Vorschule und Pisa

"Vorschule"– seit "Pisa" steht sie als Notwendigkeit vielen vor Augen. Genauso wie der berühmte Turm befinden sich aber die Ansätze, die man aus dieser berechtigten Erkenntnis ableitet, in einer beträchtlichen Schieflage. In einer Schieflage gegenüber den tatsächlichen Bedürfnissen heutiger Kindheit. Unsere Zeitverhältnisse sind zumeist in der Tat nicht geeignet, Kindern in den ersten 7 Jahren ausreichend Rüstzeug für den Schritt in die Schule mitzugeben: zu spärlich ist der Proviant an lebensvollen basalen Sinneserlebnissen, an Bewegungserfahrungen.

Welche Tätigkeiten unserer Erwachsenenwelt sind heute noch dazu geeignet, von Kindern nachgeahmt zu werden? Wo finden sich noch Plätze und "unfertige"Dinge, die von Geheimnissen umgeben sind und die kindliche Phantasie einladen,sich an ihnen zu üben?
Dies führt häufig dazu, dass das unmittelbare Mitschaffen in der Welt nichtgelernt wird, die kindliche Urverbundenheit zerreißt – noch bevor der eigene Leib durch vielfältige Sinneserfahrung und Bewegung zur sicheren, verfügbaren Grundlage geworden ist.

Ängstlichkeit,distanzierte Beobachterhaltung, Nervosität bis hin zu Hyperaktivität, Zurückschrecken vor intellektuellen Anforderungen oder Aggressionen sind verständliche Folgen dieser Lage, die so verschiedenartig sein kann, wie die Kinder individuell sind.
Hier aufmerksam zu beobachten, sich einzufühlen und ausgleichende, nachholende Maßnahmen zu ergreifen, muss Aufgabe einer zeitgemäßen Vorschule sein.

 

Welterfahrung

Die Kinder des Waldorfkindergartens „Sonnenbühl“ erfahren zusätzliche Begleitung zu ihrem Kindergartenalltag seit mehreren Jahren in Obergebisbach: sie erleben sinnvolle Arbeiten in Stall, Scheune, Garten und Küche, Übungen zur Sinnesreifung, zu Bewegung und Rhythmus in einer kleinen Gruppe und viel Zeit für "Phantasietraining" und "Seelennahrung" mit Kaspar der Handpuppe und den vierbeinigen Hofbewohnern.

Den Morgenweg, der die Kinder etwa eine ¾ Stunde bei Wind, Regen, Sonnenschein, Schnee oder Nebel durch den Wald und über Wiesen führt, erleben die Kinder durch die verschiedenen Witterungen immer wieder neu und anders. Fleißig werden dabei schon Vorbereitungen für den Hof getroffen. Steine gesammelt, Wurzeln gefunden und Blumensträuße gepflückt.
Die Erwartung wächst je näher die Kinder dem Hof kommen, meist kündigt sie Selma, der Hofhund, bereits lautstark an und rennt ihnen entgegen.


Eine Erzählung oder das Vor- spielen eines Märchens bildet jedes Mal den Abschluss, so wie die Kinder es auch schon vom Kindergarten gewohnt sind.

Dieser Zwischenschritt vor der Schule hinaus in die Welt, in eine neue Umgebung, ohne die bisherigen vertrauten Bezugspersonen, kräftigt zusätzlich das Kind. Mit Freude erzählen die "Großen" am nächsten Kindergartenvormittag was sie alles erlebt und gelernt haben.

Zum Abschluss des Kindergartenjahres im Sommer werden dann die jüngeren Kinder zu einem Vormittag auf den Hof eingeladen. Mit selbstgebackenen Brötchen, Kräuterbutter und Marmelade gibt es für alle ein reichhaltiges Frühstück. Danach führen die "Großen" voller Stolz das eingeübte Puppenspiel vor und stimmen die nachfolgenden Vorschüler auf „ihren“ Vormittag in Obergebisbach ein.

 

"Wenn man Kinder mit Wissen vollstopft:
Was heißt das anders, als in einem fort
einen Acker mit Samen auf Samen vollsäen?
Daraus kann wohl ein toter Kornspeicher,
aber kein lebendiges Erntefeld werden."

 Jean Paul

 

 

Waldorfkindergarten Sonnenbühl

Bühlmattweg 3

Telefon: 0049 (0) 7765 -8682